Freitag, 28. Juni 2013

Montessori-Schule


Jeden Freitag bin ich, Steffi in der Montessori-Schule. Dort unterrichte ich Reli in der 6. Und 7. Klasse. Die Montessori-Schule ist eine Privatschule und man merkt schon ziemlich deutlich den Unterschied zu einer staatlichen Schule. Die Schule ist besser ausgestattet und generell besser organisiert. :-)
In der 6. Klasse habe ich 24 Schülerinnen und Schüler und in der 7. Klasse 34.
An meinem ersten Montessori-Tag war ich total baff als ich mich nach dem Pausengong vor die Klasse stellte und ihnen einen "Good Morning" wünschte. Sofort standen alle Schüler auf und antworteten im Chor: "Good Morning Mrs. Steffi". Damit hatte ich nicht gerechnet. :-) Im Laufe der Stunde war ich erneut verblüfft, als durch die offenen Fenster (natürliche Klimaanlage) die Vögel flogen und munter im Gebälk des Klassenraums ihr Nest bauten. „In Deutschland hat man die schwatzenden Kinder, hier in Tansania die laut zwitschernden Vögel im Klassenzimmer“ dachte ich schmunzelnd. Beate meinte nur: „Ach auf dem Dorf hatte ich das schon manchmal, dass eine Herde Ziegen oder Hühner eine Abkürzung nehmen wollten und diese mitten im Unterricht den Klassenraum durchquerten.“ Ok, dann nehme ich doch lieber die Vögel. :-)

Auch wenn die Vorbereitung viel Zeit in Anspruch nimmt, macht das Unterrichten viel Spaß. Die Teens machen gut mit und oft ist auch noch Zeit für eine kreative Umsetzung: Lieder, Bastelarbeiten, Rätsel oder ein Quiz.

Hier ein paar Eindrücke von der Schule:




  

Die Pausenglocke (eine alte Autofelge):


Meine 6. Klasse beim Nachbauen der Stiftshütte (wir hatten Thema Mose):

 


Meine 7. Klasse:
 



 

Die Kids sind wirklich sehr höflich und zuvorkommend. Nach der Stunde helfen sie sofort die Tafel zu wischen, alle mitgebrachten Utensilien zusammen zu packen und tragen uns Tasche und Korb zum Auto. :-)


 Eine Vorschulklasse gibt es auch:




Wir nehmen immer noch eine Tansanierin mit in die Schule. Sie unterrichtet die 5. Klasse und die Schüler lieben sie. Sobald sie merken, dass das Auto aufs Gelände fährt, kommen sie zu Mama (=Frau) Mnjetti angerannt und umarmen sie. Ihr Fanclub ist wirklich unglaublich! :-)




Hier die Schulkantine:

Die gewaschenen Schuluniformen werden getrocknet:


Montag, 10. Juni 2013

Wo selbst die Tafel Schlaglöcher hat



Meine Erfahrungen in der Secondary School

Jeden Mittwoch bin ich, Steffi, in der Secondary School. Die 10. Klasse hat die Möglichkeit das Fach „bible knowledge“ zu wählen und in diesem u.a. im Examen geprüft zu werden. Demnach bereite ich mich jede Woche auf eine Doppelstunde „Bibelkunde“ bei den Zehntklässlern vor. Für tansanische Verhältnisse ist die Klasse winzig klein. Lediglich 14 Schüler hatten sich hierfür angemeldet. Doch umso besser. :-) Dadurch wird es möglich auch interaktiv mit den Schülern zu arbeiten und nicht nur von vorne in die Klasse herein zu rufen, in der Hoffnung, dass in gefühlten 10 Meter Entfernung beim letzten Schüler etwas Schall ankommt.
Mein erster Eindruck vom Pausenhof war „nett“. :-) Schön grün bepflanzt. Beate klärte mich gleich auf, dass sich diese staatliche Schule keinen Hausmeister leistet könne und daher die Schüler all die Aufgaben übernehmen. Leider zu Lasten der Unterrichtszeit. Die ersten 3 Tage nach den Ferien werden grundsätzlich für Gartenarbeiten eingeplant und auch sieht man öfter in den großen Pausen die Kinder mit der Hake Unkraut zupfen.
Auf dem Weg zum Lehrerzimmer huschte ein Schüler an mir vorbei, der sich in seiner Flucht noch die Hose zuknöpfte. Oh nein… die Prügelstrafe. Hatte ich ja fast wieder verdrängt. Bei einem Blick über den Pausenhof erhaschte ich einen Blick auf den Lehrer der Aufsicht hatte. Oh.. die Länge der Stöcke wächst wohl mit dem Alter der Kinder?! Kaum übersehbar schritt er mit einem Stock der nahezu seine Körpergröße hatte über den Platz.
Als ich in den Klassensaal kam war ich im ersten Moment etwas schockiert. Das Licht ging schon mal nicht. Anstelle eines Lichtschalters schaute mir nur ein Kabelgewirr entgegen. Ok, ohne Licht. Meist scheint die Sonne ja wirklich sehr hell! Zumal die sehr exakt ausgemessene Neonröhre bestimmt sowieso nicht besonders hell gemacht hätte. ;-)
Ringsherum im Klassensaal stand inmitten des normalen Hausmülls der Schüler (einen Mülleimer habe ich bisher noch in keinem Klassenraum gefunden) Sperrmüll. Kaputte Tische, Stühle, sonstige Stangen. Und das wirklich den gesamten ersten Monat, in welchem ich in die Schule ging. Und inmitten der Sperrmüll- und Hausmüllhäufchen lernen die Schüler! Unfassbar… Letzten Mittwoch, als ich die Kamera mit dabei hatte, war er weggeräumt. Natürlich hat es mich für die Schüler sehr gefreut, jedoch hätte ich wirklich gerne ein Foto von diesem Raum gehabt. Das kann man sich wirklich nicht vorstellen!
Nachdem sich jeder Schüler einen Tisch und einen Stuhl organisiert hatte und man so halbwegs einen strukturiert aufgebauten Klassensaal erahnen konnte ging es los.
Die bible knowledge Klasse

Echt schön, dass die Schüler hier in der 10. Klasse ganz gut Englisch sprechen und man sich verständigen kann.
Mein Tafelanschrieb war auch etwas anders. „Selbst die Tafel hat in Tansania Schlaglöscher“ dachte ich mit einem Grinsen auf dem Gesicht und malte die „a‘s“ und „o‘s“ eben etwas großer um die Löcher herum. 


Die Schulkantine

Dienstag, 4. Juni 2013

Schwere Geburt



Info: Diesen Post bitte keinen Kindern vorlesen. Zudem übernehme ich keine Verantwortung für ein komisches Gefühl in der Magengegend beim Lesen. 
Aber: That’s africa!

Am Dienstag, den 29.05. laufe ich, Christian etwas verträumt durchs Krankenhaus. Ich war auf dem Weg in den OP, da mir ein Eingriff für 11 Uhr zugesagt wurde – es war ca. 10:50 Uhr. Auf dem Weg in den OP kommt man am Kreissaal vorbei. Ich schaute kurz rein um zu sehen, ob gerade eine Frau in den Wehen lag und eine Geburt bevorstehen würde. Im Kreissaal liefen drei Krankenschwestern hektisch hin und her, bereiteten Infusionen vor und zogen sich Handschuhe an. Auf dem Bett in der Mitte des Raumes lag eine Frau in den Wehen. Eine Krankenschwester, die bereits eine Metzgerschürze trug, streichelte der Auf-der-Seite-Liegenden über den Rücken. Ich wurde mit einem freundlichen „You’re welcome Doctor“ begrüßt, als mich eine Krankenschwester bemerkte. In aller Ruhe beobachtete ich die Situation und rechnete damit, dass die Geburt kurz bevor stand. Drei Minuten nachdem ich den Raum betreten hatte schrie die Gebärende laut auf. In dem Wortschwall auf Suaheli verstand ich zumindest das Wort „Mtoto“ (Baby). Vermutlich rief sie so etwas wie: „Das Baby kommt“. Die Frau wurde rasch auf den Rücken gedreht. 
Der Kreissaal
Plötzlich stand ich irgendwie im Mittelpunkt des Geschehens. Mir wurde eine Metzgerschürze übergeworfen und gesagt: „Now you do it. (Jetzt machst du das)“. „Alles klar“ dachte ich mir – ich hab noch nicht mal in Deutschland eine Geburt gesehen, aber wenn ihr meint…ich griff zügig nach Handschuhen. Jedenfalls hatte ich eine gute Position eingenommen und beobachtete die Schwester, die zuvor noch den Rücken massierte, wie sie nun den Bauch massierte. Dann kam eine Presswehe und noch eine. Man konnte das Köpfchen schon erahnen. Mit der 3. oder 4. großen Wehen war das Baby schon da und wurde der Mutter auf den Bauch gelegt. Ich sollte dann erst mal das Kleine festhalten, dass es nicht runter rollt. Das Baby kam quasi von selbst und ich musste nicht viel tun. Dann wurde es abgenabelt und im Nebenraum gewogen. 2,4 kg brachte es auf die Waage. Kurz darauf wurde das Baby in zwei dicke Tücher eingewickelt, dass es bei 30 Grad Außentemperatur nicht auskühlt…
Ich ging wieder zurück in den Kreissaal, wo ich gerade noch die Nachgeburtsphase mit erlebte. Mittlerweile war ein Gynäkologe anwesend, der an der Nabenschnur zog um die Plazenta zu gebären. Leider blieben einige Teile der Plazenta in der Gebärmutter hängen. Daraufhin versuchte der Arzt mit allen Mitteln diese Teile herauszuholen, da die Frau ziemlich stark blutete. Einmal verschwand sein gesamter Unterarm im Unterleib der frisch gebackenen Mutter, die laut aufschrie. Immer wieder versuchte er auch mit speziellen Zangen weitere Teile herauszufischen. Nach einigen aufreibenden Minuten meinte er nur: „Schnell in den OP!“. Nur noch mal so: Es gibt einen OP-Saal im Krankenhaus und dort wurde für 11 Uhr eine OP angesetzt – es war mittlerweile 11:30 Uhr. Aber wie das nun mal in Afrika so ist war von dieser OP noch weit und breit nichts zu sehen – zum Glück. Denn so wurde der Patientin saugfähiges Material (Tücher, Tupfer – alles was so rumlag) zwischen die Beine geklemmt und sie musste über den Flur in den OP-Saal laufen (ja, laufen!!) und auf dem Tisch platznehmen. Ich zog schnell mein liebgewonnenes OP-Outfit drüber. Die Ausschabung wurde vorbereitet, die Patientin bekam ein Beruhigungsmittel und der Arzt holte noch viele Plazentateile aus der Gebärmutter. Weitere Details erspare ich euch. Immerhin hatte die Metzgerschürze des Arztes hierbei ihren Zweck mehr als erfüllt. Es war der blutigste Eingriff, den ich bisher miterlebt habe. Der Gynäkologe beschrieb den Eingriff am Ende mit einem Wort: „terrible“.
Das Baby

Sonntag, 2. Juni 2013

Von der Kunst einen Stau zu produzieren


Staus sind auch in Deutschlands Großstädten an der Tagesordnung. Jedoch laufen diese Staus noch halbwegs geordnet ab und man kommt irgendwie voran.
Jeden Morgen, wenn ich (Christian) hier auf dem Weg ins Krankenhaus bin gibt es ab einer gewissen Stelle Stau. Diese Stelle befindet sich kurz vor meiner Endhaltestelle auf dem Weg zum Krankenhaus, weshalb ich dann aus dem Bus springe, da ich zu Fuß schneller bin als mit dem Dalla Dalla. Denn Stau bedeutet: Nichts geht mehr. Und wenn nichts mehr geht versuchen insbesondere die Dalla Dalla Fahrer mit allen Mitteln an den stehenden Autos vorbei zu kommen. Dadurch wird dann die Gegenfahrbahn blockiert und es bildet sich auch hier ein Stau. Ein Teil der großen Straße befindet sich noch im Bau und ist eigentlich gesperrt. Nach der Fertigstellung werden 2 Spuren in die Stadt und 2 Spuren aus der Stadt führen. Bisher gibt es theoretisch in jede Richtung nur eine Spur. Es kam aber auch eines morgens vor, dass plötzlich 4 (!) Spuren mit Fahrzeugen in Richtung Stadtzentrum belegt waren. Auch errichtete Sandberge und Straßensperren schrecken nicht davor ab die Baustelle zu befahren.