Info: Diesen Post bitte keinen
Kindern vorlesen. Zudem übernehme ich keine Verantwortung für ein komisches
Gefühl in der Magengegend beim Lesen.
Aber: That’s africa!
Am Dienstag, den 29.05. laufe
ich, Christian etwas verträumt durchs Krankenhaus. Ich war auf dem Weg in den
OP, da mir ein Eingriff für 11 Uhr zugesagt wurde – es war ca. 10:50 Uhr. Auf
dem Weg in den OP kommt man am Kreissaal vorbei. Ich schaute kurz rein um zu
sehen, ob gerade eine Frau in den Wehen lag und eine Geburt bevorstehen würde.
Im Kreissaal liefen drei Krankenschwestern hektisch hin und her, bereiteten
Infusionen vor und zogen sich Handschuhe an. Auf dem Bett in der Mitte des
Raumes lag eine Frau in den Wehen. Eine Krankenschwester, die bereits eine
Metzgerschürze trug, streichelte der Auf-der-Seite-Liegenden über den Rücken.
Ich wurde mit einem freundlichen „You’re welcome Doctor“ begrüßt, als mich eine
Krankenschwester bemerkte. In aller Ruhe beobachtete ich die Situation und rechnete
damit, dass die Geburt kurz bevor stand. Drei Minuten nachdem ich den Raum
betreten hatte schrie die Gebärende laut auf. In dem Wortschwall auf Suaheli
verstand ich zumindest das Wort „Mtoto“ (Baby). Vermutlich rief sie so etwas
wie: „Das Baby kommt“. Die Frau wurde rasch auf den Rücken gedreht.
Der Kreissaal |
Plötzlich
stand ich irgendwie im Mittelpunkt des Geschehens. Mir wurde eine
Metzgerschürze übergeworfen und gesagt: „Now you do it. (Jetzt machst du das)“.
„Alles klar“ dachte ich mir – ich hab noch nicht mal in Deutschland eine Geburt
gesehen, aber wenn ihr meint…ich griff zügig nach Handschuhen. Jedenfalls hatte
ich eine gute Position eingenommen und beobachtete die Schwester, die zuvor
noch den Rücken massierte, wie sie nun den Bauch massierte. Dann kam eine
Presswehe und noch eine. Man konnte das Köpfchen schon erahnen. Mit der 3. oder
4. großen Wehen war das Baby schon da und wurde der Mutter auf den Bauch gelegt.
Ich sollte dann erst mal das Kleine festhalten, dass es nicht runter rollt. Das
Baby kam quasi von selbst und ich musste nicht viel tun. Dann wurde es
abgenabelt und im Nebenraum gewogen. 2,4 kg brachte es auf die Waage. Kurz
darauf wurde das Baby in zwei dicke Tücher eingewickelt, dass es bei 30 Grad
Außentemperatur nicht auskühlt…
Ich ging wieder zurück in den
Kreissaal, wo ich gerade noch die Nachgeburtsphase mit erlebte. Mittlerweile
war ein Gynäkologe anwesend, der an der Nabenschnur zog um die Plazenta zu
gebären. Leider blieben einige Teile der Plazenta in der Gebärmutter hängen.
Daraufhin versuchte der Arzt mit allen Mitteln diese Teile herauszuholen, da
die Frau ziemlich stark blutete. Einmal verschwand sein gesamter Unterarm im
Unterleib der frisch gebackenen Mutter, die laut aufschrie. Immer wieder
versuchte er auch mit speziellen Zangen weitere Teile herauszufischen. Nach
einigen aufreibenden Minuten meinte er nur: „Schnell in den OP!“. Nur noch mal
so: Es gibt einen OP-Saal im Krankenhaus und dort wurde für 11 Uhr eine OP
angesetzt – es war mittlerweile 11:30 Uhr. Aber wie das nun mal in Afrika so ist
war von dieser OP noch weit und breit nichts zu sehen – zum Glück. Denn so
wurde der Patientin saugfähiges Material (Tücher, Tupfer – alles was so rumlag)
zwischen die Beine geklemmt und sie musste über den Flur in den OP-Saal laufen
(ja, laufen!!) und auf dem Tisch platznehmen. Ich zog schnell mein liebgewonnenes OP-Outfit drüber.
Die Ausschabung wurde vorbereitet, die Patientin bekam ein Beruhigungsmittel
und der Arzt holte noch viele Plazentateile aus der Gebärmutter. Weitere
Details erspare ich euch. Immerhin hatte die Metzgerschürze des Arztes hierbei
ihren Zweck mehr als erfüllt. Es war der blutigste Eingriff, den ich bisher
miterlebt habe. Der Gynäkologe beschrieb den Eingriff am Ende mit einem Wort:
„terrible“.
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Das Baby |
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