Eine Werkstatt für Taub-Stumme und Erwachsene mit einer körperlichen Behinderung
Gleich am ersten Vormittag nach unserer Ankunft ging es mit
unseren Aufgaben los. Beate, unsere deutsche Ansprechpartnerin, holte mich (Steffi) ab
und brachte mich zu Laura, einer Engländerin und Gunborg, einer Finnin, welche
im Nuru-Center arbeiten. Noch ziemlich müde von der schlaflosen Nacht im
Flugzeug und der ersten Nacht in Dar es Salaam (die „Dschungelgeräusche“ sind
wirklich wahnsinnig laut) probierte ich meine Englischkenntnisse heraus zu kramen
um schon mal die wichtigsten Informationen über die Werkstatt zu erfahren. Da
es ziemlich heftig regnete, war so viel Verkehr, dass wir für den Weg statt 15
Minuten 2 Stunden brauchten!! Der Verkehr ist total chaotisch. Ich habe noch
keinerlei Regelungen erkennen können. Zudem habe ich bisher keine einzige
Ampel, keine Straßenmarkierung und kein einziges Straßenschild gesehen! Ich
glaube, wer drängelt gewinnt lautet das Motto und das schafft Stau ohne Ende.
Doch kurz nach 11 Uhr erreichten wir die Werkstatt. Ich war total aufgeregt und
etwas mulmig war mir auch zumute, weil ich bisher so gut wie keine Erfahrung
mit Menschen mit einer Behinderung gemacht habe. Zudem beherrsche ich keine
Gebärdensprache (diese variiert von Land zu Land, zum Teil sogar von Bundesland
zu Bundesland sehr stark, sodass mir abgeraten wurde, im Vorfeld einen
deutschen Gebärdensprachenkurs zu besuchen).
Hier ein kleiner Eindruck vom Center:
Ca. 8 junge Erwachsene Taub-Stumme und ca. 4 Erwachsene mit
einer körperlichen Beeinträchtigung arbeiten im Center. Zwei Personen sind
vorwiegend in der kleinen Bäckerei beschäftigt und backen Brot, Brötchen, Pizza
etc. und verkaufen diese. In dem direkt angliedernden Raum befindet sich die
Werkstatt mit ca. 10 Arbeitsplätzen. Dort werden Perlen angefertigt und zu
Schmuck verarbeitet, kleine Täschchen und Armbänder genäht, Bilderrahmen
gebastelt und verziert, Holzarbeiten angefertigt und aus Bananenblättern Postkarten
gebastelt.
Ich wurde sehr freundlich begrüßt und liebevoll aufgenommen.
Laura stellte mich jedem Taub-Stummen einzeln vor. Für ein Gespräch müssen sie
jedes Mal ihre Arbeit komplett unterbrechen, da sie ihren ganzen Körper zum Kommunizieren
einsetzen. Mir wurde gleich das Plakat mit dem Handalphabet gezeigt, mit dessen
Hilfe ich meinen Namen buchstabieren konnte.
Also so heiße ich nun auf Gebärdensprache: 3 Finger ans
rechte Ohr legen! Und jeder dort im Center weiß, von wem die Rede ist. :-)
Nun bin ich schon seit 3 Wochen, jeweils an Dienstagen in
der Werkstatt. Und ich muss sagen, jetzt bei meinem 3. Besuch hat es schon
super mit den Gebärden geklappt. Diese Woche war die Kommunikation schon
richtig gut. Vieles habe ich auf Anhieb verstanden und ich selber habe gemerkt,
ich „spiele Pantomime“ und sie verstehen mich. Auch wenn es nicht die „richtigen“
Gebärden sind, klappt es. :-) Sehr faszinierend. Auch freuen sie sich, dass ich
mir einiges behalten habe und es richtig anwende.
Diese Woche war meine Aufgabe Sima das Flip-Flop besticken
beizubringen. Und es hat geklappt! Ohne Worte und ohne Gebärdenübersetzerin haben
wir Zwei uns verständigt und gemeinsam ein Paar Flip Flops hergestellt. :-)
Diese großen Perlen auf den Flip-Flops wurden aus Papier
angefertigt. Damit sie wasserdicht sind, werden sie zweifach lackiert. Anschließend
hat mich ein Taub-Stummer zum Perlen-Lackieren mitgenommen und mir alles
erklärt. Auch die Anleitung zum Lackieren hat ohne Worte geklappt.
Obwohl ich anfangs Bedenken hatte wie die Arbeit wohl sein würde
und wie ich mit den Gebärden und körperlich behinderten Menschen zu Recht
kommen würde, muss ich sagen, bin ich von Herzen dankbar, dass ich dort „ins
kalte Wasser“ geschmissen wurde und diese Aufgabe für mich ausgewählt wurde. Von
mir aus hätte ich es wahrscheinlich nicht gewählt. Inzwischen ist aber der
Dienstag sogar mein Lieblingstag geworden. Ich mag die Künstler (das klingt
irgendwie netter :-) ) in der Werkstatt und es macht mir total Spaß dort zu
sein!
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